Dienstag, 17. November 2015

"Das Vorbereiten der Zukunft im Begründen der Gegenwart"

Antoine de Saint-Exupéry
Weisheit, aus der Literatur
Mit dieser Formulierung versucht sich Antoine de Saint-Exupéry in seinem Werk "Die Stadt in der Wüste" in einer Auseinandersetzung mit dem Leben, das Weisheit beinhaltet, statt "sich in Utopien und Bestrebungen zu verzehren, die fernen Bildern nachjagen." 
"Gibst du dich hingegen mit den Albernheiten deiner leeren Zukunftsträume ab, so gleichst du dem Mann, der davon überzeugt ist, er könne mit der Leichtigkeit einer Schreibfeder seine Säule erfinden und den neuen Tempel erbauen. Denn wie könnte er so seinem Feinde begegnen, und wie sollte er zu sich selber gelangen, wenn er nicht auf einen Gegner stößt? Die Säule entsteht im Laufe der Generationen aus der ständigen Reibung mit dem Leben. Auch eine Form erfindest du nicht; der Gebrauch schleift sie zurecht." (S. 228).

Die Reibung mit dem Leben erfährt man über die bewusste Erfahrung der Gegenwart, über die Bewusstwerdung des Erlebens im Augenblick, über das achtsame Sein im jeweiligen Moment. Das Wegträumen (welches Empfindungen über ein gedankliches Nachlaufen erzeugt) verfehlt das lebendige Erfassen des aktuellen Zeitpunktes.
Um der schwierigen Reibung mit dem Leben zu entgehen, versuchen wir uns auf alle möglichen Weisen durch den Alltag zu mogeln bzw. diesen durchzustehen - um Schmerz, Demütigung, Angst und so vieles mehr zu vermeiden. Als wäre dies möglich... .
Doch liegt im Erfassen der bewussten Gegenwart soviel Zauber und soviel Kraft, die angenommen werden möchten. Was alles in einem Leben beinhaltet ist und wie sehr wir uns im Leben fühlen können, mit dem Leben fühlen können und wie sehr wir wachsen können, bewusst und kraftvoll - auch im Umgang mit all dem vermeintlich Unangenehmen - liegt denn darin nicht auch die Möglichkeit, gegenwärtig zu bleiben und zu sein?

Statt in die Falle der Wertungsebene (gleich hierarchische Macht-Phantasterei) zu gehen, wäre es möglich, im bewussten Erleben die Wertschätzung zu erfahren: was mir alles so begegnen kann und mag, und wie wach, kraftvoll und intelligent ich mit dem Wahrgenommenen und Erfahrenen umgehen kann... was ich alles daraus schlussfolgern kann, erlernen, erkennen, erleben (mich entwickeln) darf.

Reichtum statt Phantasterei, über das Erfassen der Vielfalt, die im gegenwärtigen Moment für jeden Menschen anders schillert und anders erstrahlt, doch wirklich ist. Wirklichkeit statt Phantasterei - in diesem Sinne gebe ich dem großen Schreiber Antoine de Saint-Exupéry so gerne Beifall.

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